Deutsche Rentner suchen ihr Glück im Ausland
Die Häuser sind billig, das Wetter ist besser. Deshalb ziehen viele
Deutsche im Alter ins Ausland. Doch nicht alle finden dort ihr Glück.
Und der Weg zurück nach Deutschland kann schwierig sein.
Es sollte ihr Paradies werden: eine Villa im
bulgarischen Dorf Mogilishte. Vor acht Jahren kam das Ehepaar Eschke aus
Deutschland hierher, kaufte für eine
bescheidene Summe ein großes
Anwesen und wollte hier alt werden. Doch dann kam alles ganz anders.
Die Kameras und die
Alarmanlage … [das] ist zur eigenen Sicherheit – für
diebisches Volk oder
Betrüger,
Abzocker, die hier rumfahren, die
ausspionieren, weil die
nicht anders weiterwissen [als] zu stehlen. Sonst könnten die nicht überleben …
Die Menschen sind arm hier?
Die sind arm –
bettelarm, bettelarm.
Das Haus
gleicht einem
Hochsicherheitstrakt. Die
Überwachungskameras laufen Tag und Nacht. Eschke
traut kaum noch jemandem in seinem Dorf.
Auf der Kamera eins seht ihr dieses
Grundstück vis-à-vis. Die Kamera zwei bringt unsere Orangeria, oder
Gewächshaus auf Deutsch.
Der
Aufwand, ihr
Eigenheim
zu schützen, ist riesig und kostet – Geld, das die Eschkes nicht haben.
Denn ihr Leben im einst so günstigen Bulgarien wird immer teurer. Ihre
ursprüngliche
Kalkulation reicht nicht – nicht in Bulgarien und erst recht nicht mehr
daheim in Deutschland.
Von 900 Euro kann ich daheim nicht leben, weil ich muss rechnen: Also,
selbst die kleinste Wohnung kostet so ... na, sagen wir mal 400 Euro.
So, da hab‘ ich auch noch kein Wasser bezahlt, da hab‘ ich keinen Strom
bezahlt, da hab‘ ich noch nichts gegessen, da hab‘ ich kein Auto, keine
Versicherung, gar nichts.
Deutschland ist keine
Alternative. Aber in Bulgarien will Ralf Eschke nicht bleiben. Seine
Nachbarn sind weggezogen – viele davon Deutsche und Briten, die wie er
in großen Anwesen in Mogilishte alt werden wollten.
Also ich fühl‘ mich jetzt wirklich einsam.
Denn auch zu Bulgaren haben die Eschkes kaum Kontakt. Tanja, die
Verkäuferin des Dorfladens, kennt Eschke zwar seit vielen Jahren, aber
sie ist
distanziert. Denn viel mehr als „Brot“, „Wasser“ oder „Danke“ kann Eschke nicht sagen. Was soll man da reden?
Ich hab‘ auch nicht so das Interesse dafür und ich hab‘ auch nicht die
Zeit. Ich hab‘ dann angefangen, dafür zu lernen und dafür hatten wir
viel zu viel Arbeit am Haus.
Auch nach acht Jahren in Mogilishte leben die Deutschen im Dorf isoliert.
Wir grüßen uns, das
ist aber auch schon
viel wert. Es gibt viele, die grüßen nicht mal mehr.
Enttäuschte Hoffnungen. Dabei hatten die Nähe zum
Schwarzen Meer,
das tolle Klima hier in der Region um Varna und die günstigen Preise
die Eschkes einst für Bulgarien begeistert – so wie rund 25.000 andere
deutsche und britische Rentner, die hierher ausgewandert sind. Jedes
Jahr werden es mehr. Doch wie
folgenschwer diese Entscheidung sein kann, ist vielen nicht klar.
Der
Österreicher Manfred Schriefl kennt das Problem. Er leitet die Firma
„Lebens-Residenz“ in Varna und berät deutsche Rentner, die nach
Bulgarien wollen. Auch in diesem
Apartmenthaus hat er Wohnungen vermittelt. Zurzeit ist hier
ausgebucht. Doch er warnt davor,
voreilig im Alter ins Ausland zu ziehen.
Sehr viele Leute werden auch
getrieben
von der Vorstellung, dass sie sich mit den möglichen finanziellen
Mitteln hier ein goldenes Leben erkaufen können, und enden dann sehr oft
in einer
Spirale, wo das noch viel, viel
schlimmer für sie wird. Wir haben einfach dann sehr oft Leute, die nicht
mehr zurückkönnen, weil sie in Deutschland alles
veräußert haben.
Doch nicht alle sind unzufrieden. Die 76-jährige Anna Lex aus Stuttgart
wollte mit ihrem Mann auf dem Motorboot „Lara” rund um Europa
schippern. Seit ihr Mann vor zwei Jahren unterwegs an einer schweren Krankheit starb, lebt sie allein im
Jachthafen von Varna. Ihr Boot und Bulgarien sind zur neuen Heimat geworden. Sie will hierbleiben.
Die Leute haben noch Zeit – zum Reden zum Beispiel,
beim Kaufmann so ... stehen bleiben und reden, das gibt‘s in Deutschland alles nicht. In Deutschland muss – also jetzt – muss alles
zackzackzack, schnell, schnell, schnell, schnell [gehen]. Und das macht es dann
liebenswürdig und dann ist die Landschaft schön, das Meer natürlich.
Für Bernadette und Ralf Eschke dagegen sind das Meer und die Strände heute kein
Trost mehr.
Meine ehrliche Meinung: Ich würde nicht nach Bulgarien gehen. Ich ... Wir wollen weg, wir wollen nach Ungarn.
Doch in die alte Heimat Deutschland führt für die Eschkes wohl kein Weg mehr zurück.
e bescheidene Summe -n - niska cena
s Anwesen (-) - posiadłość
Rentner -/Rentnerin -nen
e Alarmanlage -n - alarm
s diebisches Volk - beleidigend złodziejski naród
Betrüger -/Betrügerin -nen - oszust
Abzocker -/Abzockerin -nen ugs - oszust
abzoken - oskubać
jn/et ausspionieren - wyśledzić
nicht anders weiterwissen - nie wiedzieć co dalej
bettelarm - b. biedny
jm/et gleichen - być podobnym
r Hochsicherheitstrakt -e - część budynku/skrzydło o zaostrzonym rygorze
e Überwachungskamera -s - kamera do monitoringu
jm trauen - ufać kom. vertrauen
s Grundstück -e - działka
vis-à-vis
s Gewächshaus -häuser - szklarnia
r Aufwand Aufwände Pl selten - wkład
s Eigenheim -e - własny dom
e Kalkulation -en
daheim - w domu
distanziert
viel wert sein - hier: nie być oczywistym
s Schwarze Meer
folgenschwer - fatalny
s Apartmenthaus -häuser
ausgebucht - bez wolnych miejsc
voreilig - przedwcześnie, pochopnie
treiben - skłaniać, napędzać
von et getrieben sein - hier: durch et motiviert sein
e Spirale -n
et veräußern - sprzedawać
schippern - płynąć statkiem
r Jachthafen -häfen - port jachtowy
beim Kaufmann - hier: w sklepie spożywczym in einem Lebensmittelgeschäft
zackzack - szybko
liebenswürdig - uprzejmy, miły
r Trost (nur Sg) - pocieszenie
skróty - Abkürzungen hier
MP3 + ćwiczenia hier