Der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, bezweifelt sogar, dass ein im Internet kursierendes Video, in dem ein Glatzkopf zwei Migranten verfolgt, authentisch ist.
Man kann auch darüber streiten, wann das Wort Pogrom angemessen ist. Es beschreibt eine gewaltsame Ausschreitung gegen Menschen, die einer abgrenzbaren gesellschaftlichen Gruppe zugehören. In Chemnitz pöbelten Rassisten gegen Flüchtlinge und verletzten einige. Es ist nicht falsch, von einem Pogrom zu reden.
Die Diskussion über die Wahl der richtigen Worte ist wichtig, sie beschäftigt Journalisten jeden Tag. Sie darf aber nicht eine viel wichtigere Diskussion verdrängen: über die Ursachen des Hasses, der in Chemnitz offenbar wurde, über die Gewalt, Hitlergrüße, Naziparolen, über die Angriffe, die es gab, über das strukturelle Problem, das Sachsen mit dem Rechtsextremismus hat.
Um zu verstehen, um was es eigentlich gehen sollte, kann man sich die Videos im Internet ansehen. Wenn es aus Hunderten Männerkehlen gröllt: "Raus, raus, raus, Ausländer raus", wenn Demonstranten Migranten "Elendes Viehzeug" zurufen, wenn Journalisten bei ihrer Arbeit angegriffen und Flüchtlinge attackiert werden - wie soll man das dann nennen?
Es lässt sich lange darüber streiten, ob es sich in Chemnitz um eine "Hetzjagd" handelte, um "Ausschreitungen" oder um einen "Protest". Worüber sich nicht streiten lässt: Solche Szenen dürfen in Deutschland nicht passieren.
(der Spiegel, 2018)
"Ich bin der festen Überzeugung, dass Rechtsextremismus die größte Gefahr für die Demokratie ist."
Micheal Kretschmer
Die Artikel sind oft polemisch und spiegeln NICHT die Meinung der Autorin des Blogs.
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