Ich kam in der 5.Klasse in Berührung mit der deutschen Sprache. Meine Mutter hatte damals eine Weiterbildung in Deutschland geplant und sollte für ein Jahr nach Mannheim gehen, an die Hochschule für Waldorfpädagogik (sie hatte Anfang der 1990er Jahre die erste Waldorfschule in Riga mitgegründet). Also beschloss sie, mich ein Jahr vor der Reise nach Deutschland, mich nach der Grundschule ins "deutsche" Herdergymnasium in Riga wechseln zu lassen. Es war ein russsischsprachiges Gymnasium mit mehreren Fächern auf Deutsch und sogenanntem "erweiterten Deutschunterricht". Dort sollte ich schon mal ein bisschen Deutsch lernen, bevor wir nach Mannheim gingen.
Dieses Jahr entpuppte sich als eine Katastrophe für mich. Deutsch konnte ich am Ende der 5.Klasse nicht mehr als am Anfang, aber ich hatte ein Schuljahr Mobbing hinter sich und einen richtigen Bezug zur Sprache hatte ich auch nicht bekommen, da ich in der "schwachen" Deutschgruppe gelandet war (da ich keinen Deutschunterricht zuvor gehabt hatte) und die Lehrerin war mir vom ersten Tag an furchtbar unsympathisch. Außerdem sah sie wie eine Hexe aus und sprach mit fürchterlichem russischem Akzent.
So kam es also, dass ich 2004 nach Mannheim kam, in die 6.Klasse der Waldorfschule aufgenommen wurde und auf Deutsch exakt so viel sagen konnte: "Ich bin Marija. Ich bin elf Jahre alt. Ich komme aus Lettland. Ich bleibe hier ein Jahr". Das Ganze mit einem starken russischen Akzent. Mehr konnte ich von mir nicht erzählen. Meine Klassenkameraden ließen sich aber nicht abservieren, sie wollten mehr über mich erfahren und fragten mich aus. Sie hatten keine Geduld zu warten, bis ich endlich Deutsch gelernt habe. Sie korrigierten jeden Fehler, den ich machte, sie brachten mir sehr viel bei und an Wochenenden besuchte ich eine Familie nach der anderen und überall wollte man mich unterhalten, mir die Umgebung und die Sehenswürdigkeiten zeigen. Ich war die einzige Ausländerin in meiner Klasse, es war exotisch und unbewohnt für meine Mitschüler, ein Mädchen aus dem "wilden Osten" dazuhaben.
Im Unterricht verstand ich am Anfang nur Bahnhof, danach besserte sich die Lage nach und nach. Und dann machte es irgendwann "Klick: Ich las plötzlich Bücher auf Deutsch, hörte Hörbücher, sprach mit Klassenkameraden und machte Hausaufgaben. Alles auf Deutsch.
Einerseits lernte ich Deutsch in sehr kurzer Zeit, andererseits muss ich immer grinsen, wenn jemand sagt, dass Kinder eine Fremdsprache "aufsaugen". Kleine Kinder: ja, aber bei mir war es kein leichter Prozess damals. Dadurch aber, dass meine Klassenkameraden es mit mir gut meinten und nach dem Jahr Mobbing in der 5.Klasse ich mich nun plötzlich in einer freundlichen Umgebung wiederfand, ging alles viel leichter.
Lustig war es dann, als ich ein Jahr später nach Riga zurückkehrte, an meine alte Schule. Ich musste ein Schuljahr wiederholen, weil sich das Programm der Waldorfschule in Mannheim doch wesentlich vom lettischen Lehrplan unterschied, also landete ich in einer neuen Klasse, wo ich die Älteste war. Ich erinnere mich, dass mir vor der ersten Deutschstunde (diesmal wurde ich in die "starke" Gruppe eingeteilt) beinahe die Knie zitterten, weil ich Angst hatte, dass ich vielleicht doch nicht genug Deutsch gelernt hatte und ein weiteres Jahr der schulischen Misere auf mich wartete, weil ich wieder ein Loser sein würde.
Die Lehrerin bat mich von meinen Sommerferien zu erzählen. Ich traute mich nicht, den Blick vom Tisch zu heben und erzählte irgendwas - in fließendem Deutsch, versteht sich. Die Klasse wurde ganz still und ich dachte, oh nein, ich habe wahrscheinlich viele Fehler gemacht.... ich spreche immer noch nicht gut genug. Dann hob ich den Blick und sah, dass mich alle voller Bewunderung anstarrten. Verstanden hatten sie vermutlich nicht zu viel. Die Lehrerin lächelte leicht nervös und kommentierte meine Erzählung. Ich merkte, dass diese Lehrerin deutlich besser Deutsch sprach, als die "Hexe" in der 5.Klasse. Aber das Schuljahr sollte nicht leicht für sie werden, weil ich ihr gerne mitteilte, wenn sie Fehler machte und damals noch nicht so sehr darauf achtete, es der Lehrerin taktvoll in der Pause unter vier Augen mitzuteilen.
Aber Tatsache war, ich hatte ein Jahr lang so gut wie kein Deutsch gelernt, obwohl ich mehrere Stunden Unterricht pro Woche hatte - und dann ging ich nach Deutschland, landete in einer freundliche(re)n Umgebung und es lief wie von selbst.
Was lernt man daraus? Selbstverständlich gibt es auch so etwas wie Sprachbegabung (die ich ziemlich eindeutig habe), aber eine freundliche Umgebung ist von großer Bedeutung, wenn es darum geht, ob Kinder eine Sprache lernen - und wenn ja, wie schnell.
Ich hatte Glück gehabt und meine Mission ist es nun, Deutsch Anderen so beizubringen, dass sie Spaß daran haben und nicht an ihre Schulzeit erinnert werden, als der Unterricht in Fremdsprachen schlecht und unprofessionell war.
danke
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