1. Wenn ein Straftäter ins Gefängnis muss, ist das eine
Wohltat für das Gerechtigkeitsempfinden von anderen Menschen:
A) Von Angehörigen des Opfers
Wenn eine Person, die man selbst kennt, getötet, zusammengeschlagen oder
vergewaltigt wird, dann wünscht man dem Täter selbst den Tod. Wo soll man
sonst mit seinen Aggressionen hin? Der Täter ist der Schuldige und muss
dafür büßen - das ist nur gerecht!
B) Von der normalen Bevölkerung
Wenn man sich ständig an alle Regeln hält und sieht, dass da Kriminelle
sind, die einfach tun, was sie wollen, dann kann es nicht in Ordnung sein,
wenn diejenigen nicht bestraft werden. Denn sonst müsste man sich ja selbst
nicht so anstrengen und könnte auch einfach tun, was man will. Es ist also
nur gerecht, wenn Kriminelle eine Freiheitsstrafe bekommen.
2. Wer so kriminelle Dinge tut, dass er ins Gefängnis
muss, der muss weggesperrt werden, damit die Bevölkerung vor ihm geschützt
wird.
Denn, wer einmal so eine schlimme Straftat begeht, der wird dies auch immer
wieder tun. Wer seine Frau einmal schlägt, der schlägt sie immer wieder.
Wer einmal eine Tankstelle überfällt, der schreckt auch vor anderen
Überfällen nicht zurück.
3. Wer eine Gefängnisstrafe absitzen muss, hat viel
Zeit, über seine Straftaten nachzudenken und Reue zu entwickeln.
Das bedeutet, dass man nach der Haftstrafe einen Neuanfang starten kann -
und zwar diesmal ohne kriminelle Handlungen.
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1. Wie der Fall von *Gustl Mollath zeigt, werden
manchmal Unschuldige weggesperrt, nur um sie aus dem Weg zu räumen. Eine solche
Macht über Menschen zu haben, führt zwangsläufig zu Missbrauch. Denn auch
Richter und Staatsanwälte sind nur Menschen, die beeinflussbar, käuflich
sein oder hintergangen werden können.
2. Im Gefängnis herrscht Gewalt. Kriminelle aus allen
Richtungen kommen zusammen und ordnen sich der Hierarchie unter, der
Stärkste regiert und der Schwächste leidet. Wer im Knast sitzt, kommt mit
Gewalt in Berührung. Dass dies keine Voraussetzungen sind, sich zu bessern, liegt auf der Hand:
Täglich muss man seinen Stand in der Hierarchie verteidigen, muss mit
Überfällen rechnen und auch mal zuschlagen, wenn man nicht gänzlich
untergehen will. So werden aus vielleicht friedlichen Menschen
gewaltbereite Menschen herangezogen, die lernen, mit den Fäusten Recht zu
sprechen.
Wo soll da bitteschön ein Unrechtsbewusstsein entstehen? Wie soll man unter
solchen Umständen eine Resozialisierung erreichen können? Die Haftstrafe
macht die Situationen der Menschen noch schlimmer!
3. „Es ist leicht, einen Straftäter wegzusperren. Viel
schwerer ist es hingegen, zu ergründen, warum dieser Mensch straffällig
geworden ist. Und noch schwerer ist es, die zugrunde liegenden, familiären
oder gesellschaftlichen Probleme zu lösen.
Deshalb macht es sich der Staat leicht, indem er die Symptome der
krankenden Gesellschaft entfernt, indem er Straftäter wegsperrt. Aber die
Ursachen werden ignoriert. Kann es nicht sein, dass Überfälle umso mehr
zunehmen, desto weniger Geld die Menschen verdienen? Kann es nicht sein,
dass die Einkommen so unfair verteilt sind, dass in Armut lebende Menschen
keinen anderen Ausweg mehr sehen?
Ist es nicht möglich, dass Familienväter mit ihrer Situation überfordert
sind, weil der Staat sie im Stich lässt? Und könnte es sein, dass er
deshalb seine Kinder schlägt, die später zu gewaltbereiten Schlägern
werden?
Es gibt genügend Beispiele, eigentlich steckt hinter jeder Straftat ein
tiefgreifendes gesellschaftliches Problem. Und somit könnte jede Straftat
verhindert werden - sogar zukünftige Straftaten - wenn die
gesellschaftlichen Probleme behoben werden. Aber da traut sich die Politik
nicht ran: zu mächtig sind die Reichen, zu gering ist der Lohn der 4-jährigen
Regierungszeit.
Die Haftstrafe wird deshalb weiterhin der Ausdruck einer Symptombekämpfung
sein, unter dem diejenigen leiden, die aus der Reihe tanzen. Damit kann man
Aktionismus zeigen - dass man etwas unternimmt. Und die Menschen sind
zufrieden, weil ihre Rachegelüste befriedigt werden. Die wahren Probleme
aber bleiben und werden für immer für weiteren Nachschub in diesen
unheiligen Kreislauf sorgen. Zivilisiert wäre die Abschaffung der
Freiheitsstrafe allemal.“
4. Natürlich leidet unter einem Freiheitsentzug nicht
nur der Gefangene selbst, sondern ebenso seine Familie. Wenn die Freunde
oder Nachbarn erfahren, mit "was" sie sich da jahrelang abgegeben
haben, werden sich viele von denen zurückziehen.
Aber auch die gesamte Familie wird in der städtischen oder Dorfgemeinschaft
schief angesehen oder gar verstoßen. Man zerreißt sich das Maul über die
Frau, die Kinder werden in der Schule gemobbt und die Eltern als Unfähig
hingestellt.
So eine Freiheitsstrafe hat also noch ganz andere
Auswirkungen, als nur dem "Übeltäter" zu schaden - sie schadet
auch Unbeteiligten ganz enorm. Und dass daran ganze Familien zerbrechen,
liegt auch auf der Hand. Es ist sogar vorstellbar, dass die einzelnen
Familienmitglieder selbst straffällig werden, weil sie mit der Situation
nicht klarkommen.
5. Wer im Gefängnis sitzt, gehört nicht mehr zu der
Gemeinschaft, aus der er kommt. Die Familie verstößt einen oft und man
bekommt keine richtige Arbeit mehr etc. Man fühlt sich dementsprechend
ausgestoßen und nicht mehr dazu gehörig - eben wie der Abschaum der
Gesellschaft. Und daraus entstehen wiederum neue Probleme, von denen
erneute Verbrechen nur eines ist.
6. Jeder Mensch hat Grundrechte. Nur, weil man hinter
Gittern sitzt, gehen nicht plötzlich alle Rechte verloren. Das vergessen
Viele. Im Gefängnis muss man tagtäglich Angst haben, geschlagen oder
gefoltert zu werden, sexuell oder psychisch vergewaltigt zu werden. Das ist
kein menschenwürdiges Leben.
7. Ein Tag im Gefängnis kostet für jeden Gefangenen
rund 93 Euro im Bundesdurchschnitt. Bei 68.000 Gefangenen kommt man dann
auf Summen von rund 6,3 Millionen Euro jeden Tag. Dazu kommen noch Kosten
für die Instandhaltung der Gebäude, die Bezahlung der Strafvollzugsbeamten,
die Bezahlung von Psychologen, Ärzten oder anderen Beteiligten.
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