Mythen der
Prostitution
Mythos 1: Prostitution bedeutet die Verwirklichung
der sexuellen Freiheit und sexuelle Selbstbestimmung der Frau.
Für sexuelle Selbstbestimmung zu kämpfen bedeutet
nicht, dass das System der Prostitution als normal werden sollte. Bei
Prostitution geht es nicht darum, mit wem Frauen Sex haben dürfen, sondern
ob Männer sexuelle Handlungen mit Frauen kaufen dürfen.
Es geht bei der Prostitution nur um die sexuellen
Wünsche der Sexkäufer, nicht um die Prostituierte und deren Sexualität. Die
meisten Prostituierten empfinden ihre Tätigkeit nicht als Sex, sondern
häufig als Missbrauch. Sie versetzen sich währenddessen in einen mentalen
Zustand, der ihre Empfindungen von dem Geschehen abkoppelt, um es überhaupt
ertragen zu können – in der Psychologie wird dieser Zustand Dissoziation
genannt. Dieses mentale Abspalten wird zunächst bewusst von Prostituierten
angewendet, um sich zu schützen. Viele Frauen nehmen Drogen, Alkohol oder
Psychopharmaka, um ihre Tätigkeit als Prostituierte überhaupt ertragen zu
können.
Mythos 2: Die Prostituierten machen das doch
freiwillig.
Das öffentliche Bild der Frauen in der Prostitution
wird maßgeblich durch die Medien geprägt, da Prostitution meist sehr
isoliert vom Rest der Gesellschaft stattfindet. Da liegt es nahe, dass
viele Menschen eher an eine selbstbewusste, deutsche Domina denken, die
sich ihre „Kunden“ selbst aussucht, die von niemandem abhängig ist, und die
Prostitution als tolle Arbeit ansieht. Dabei handelt es sich hier um eine
extreme Minderheit unter den Prostituierten, die jedoch in den Medien sehr
präsent sind. Unsichtbar bleiben dagegen die vielen Prostituierten aus dem
Ausland, die wegen ihrer finanziellen Notlage keine andere Möglichkeit
sehen, als in der Prostitution tätig zu sein.
Viele Prostituierte waren beim Einstieg in die
Prostitution noch nicht volljährig. Als jetzt erwachsene Frauen wird ihnen
jedoch eine freiwillige Tätigkeit in der Prostitution unterstellt. Bekannt
ist ebenso, dass Missbrauch und Gewalterfahrung in der Kindheit,
Obdachlosigkeit oder Drogen- und Alkoholmissbrauch das Risiko erhöhen, dass
Frauen in die Prostitution geraten.
Armutsprostitution
ist keinesfalls „freiwillig.“
Vor allem Migrantinnen aus ärmeren osteuropäischen werden
teilweise sogar von Familienmitgliedern dazu gebracht sich zu prostituieren
oder sie selber sehen dies als einzige Möglichkeit, der Armut zu entkommen
und die eigene Familie finanziell zu unterstützen.
Die meisten Frauen in der Prostitution wollen, wenn
überhaupt, nur eine gewisse Zeit in der Prostitution bleiben und die
überwiegende Mehrheit würde gerne aussteigen. Der Ausstieg aus der
Prostitution gestaltet sich jedoch meist sehr schwierig: (Emotionale)
Abhängigkeit zum Zuhälter/Bordellbetreiber, Drogen- oder
Alkoholabhängigkeit, Traumatisierung, fehlende Perspektive außerhalb der
Prostitution, oder ein mangelndes Selbstwertgefühl, sind einige der Gründe,
die einen Ausstieg erschweren. Von Freiwilligkeit kann hier nicht die Rede.
Im System der Prostitution geht es um die sexuelle Ausbeutung von Frauen.
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