Das Tabu im Tabu – Kindesmissbrauch durch Frauen Doku

 


 

Das Tabu im Tabu – Kindesmissbrauch durch Frauen

 

Bislang kaum beachtete Forschungsergebnisse zeigen: in bis zu 20% der Fälle, also bei jedem fünften Missbrauch, ist eine Frau die Täterin. Wissenschaftler und Therapeuten warnen vor einem „blinden Fleck“ in unserer Gesellschaft. Strafverfolgungsbehörden, Jugendämter und Gerichte übersehen bis heute Täterinnen, was fatale Folgen für Betroffene hat – wie im sog. „Staufen-Fall“ nahe Freiburg, der vor wenigen Jahren die ganze Republik erschüttert hat. Damals missbrauchte eine Mutter zusammen mit ihrem Lebensgefährten den eigenen Sohn – und verkaufte ihn im Darknet an andere Täter. Die Behörden haben damals vor allem den Mann im Blick – erst später zeigen die Ermittlungen: Besonders schwerwiegende Taten beging die Mutter des Kindes.

 

„Der Staufen-Fall hat das Tabu der Missbrauchstäterin zum ersten Mal so richtig in die Öffentlichkeit geholt“, sagt die renommierte Kinderschützerin Julia von Weiler. Die „SWR-Story“-Dokumentation zeichnet die Fehleinschätzungen von Polizei und Behörden nach. So spricht erstmals ein leitender Kripo-Ermittler über eigene Fehleinschätzungen zur Rolle der Mutter im Fall. „So etwas war für uns bis dahin unvorstellbar“, sagt der Polizist. Fachleute wie Prof. Jörg Fegert, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Uniklinik Ulm, hält es für möglich, dass Strafverfolger vor Staufen weitere Täterinnen übersehen und Betroffenen nicht geholfen haben.

 

Sexualforscherinnen des Hamburger Universitätsklinikums haben für eine qualitative Studie Betroffene befragt. Dabei fanden sie heraus: In 90% der Fälle haben die Opfer keine Anzeige bei der Polizei gemacht. Aus Angst, dass ihnen keiner glaubt. Doch bei 62% war die Täterin die eigene Mutter!

 

„Der in unserer Gesellschaft tief verankerte Mythos von der guten Mutter verhindert, dass selbst Fachleute richtig hinschauen“, sagt Julia von Weiler. SWR-Autor Sebastian Bellwinkel widerlegt mit seiner Recherche auch Aussagen der Polizei, wonach Frauen „so gut wie nie“ Missbrauchsabbildungen, sog. Kinderpornographie, konsumieren würden. Tatsächlich sind sie auch bei Produktion und Vertrieb weitaus stärker vertreten als bisher angenommen. Der Film geht zudem der Frage nach, wie Betroffene mit ihrem Trauma umgehen können. Michael Reh, ein heute 60jähriger Betroffener, spricht ausführlich und berührend über seinen Weg vom jahrelang missbrauchten Kind bis hin zum Überlebenden. Dank Therapien und klarer Ansagen in der Familie hat er seinen Weg gefunden und versucht jetzt als Aktivist und Buch-Autor anderen Betroffenen und deren Angehörigen zu helfen.

 


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